Die mangelnde Anerkennung für Berufe im öffentlichen Dienst hat der Bundesvorsitzende des dbb, Klaus Dauderstädt, kritisiert. Mit Blick auf die Kampagne, mit der der dbb seit bald drei Jahren gezielt um Nachwuchskräfte für den öffentlichen Sektor wirbt, sagte Dauderstädt dem in Stuttgart erscheinenden ‚Staatsanzeiger‘ (Ausgabe vom 30. September 2016): ‚Wir wollen nicht an die Stelle der Arbeitgeber treten, deren Aufgabe es ist, für Nachwuchs Sorge zu tragen. Wenn wir dennoch die Kampagne ‚Die Unverzichtbaren‘ lanciert haben, dann um deutlich zu machen, wie groß der Bedarf, wie groß auch die Not in vielen Bereichen ist. Wir sehen ein großes Defizit in der Anerkennung für Berufe im öffentlichen Dienst, für die wir selber mit großer Überzeugungskraft werben können. Wir treten an die Schulen heran, damit junge Leute sehen: Der öffentliche Dienst hat für ihre berufliche Zukunft viel zu bieten.‘
Zwar sei die öffentliche Hand ein attraktiver Arbeitgeber ‚von ihren Aufgaben her‘ und auch, ‚was die Verlässlichkeit der Arbeitsbedingungen angeht‘, so der dbb Chef weiter. ‚Dass die finanzielle Konkurrenzfähigkeit mit der Privatwirtschaft nicht immer gegeben ist, ist ein Defizit, an dem wir arbeiten müssen. Es kommt jungen Leuten nicht nur auf ein hohes Gehalt an. Sie wollen auch ein vernünftiges Arbeitsumfeld haben und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das kann weniger attraktive finanzielle Konditionen ausgleichen.‘
Auf die Frage, wie sich das Sparen vieler Länder an ihren Beamten ohne ein Beamtenstreikrecht aufhalten lasse, sagte Dauderstädt: ‚Um Einfluss zu nehmen auf die Politik, muss man nicht zwingend einen Arbeitskampf organisieren. Wir müssen die Politiker überzeugen, wie wichtig es ist, den öffentlichen Dienst und damit auch seine beiden Statusgruppen funktionsfähig und attraktiv zu halten, das ist unsere Kernaufgabe. Und da sind wir auch erfolgreich. Tarifbeschäftigte können streiken, Beamte müssen Überzeugungsarbeit leisten.‘ Auch wenn der Beamtenstatus in Europa eher singulär geworden ist, weil die Niederlande, Österreich, die Schweiz und Luxemburg das Beamtenrecht ganz oder teilweise abgeschafft oder in anderen Rechtsqualitäten überführt haben, sei er, so Dauderstädt, der Ansicht, ‚dass wir Deutschen sowohl aus strukturellen als auch aus finanziellen Gründen gut beraten sind, am jetzigen System festzuhalten‘.
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