Der dbb appelliert an die Regierung, das Koalitionsvorhaben eines Pflegegeldes endlich umzusetzen.

„Wer Angehörige pflegt, muss vor Altersarmut geschützt sein. Die steuerfinanzierte Entgeltersatzleistung muss endlich kommen“, forderte der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach anlässlich des europäischen Tages der pflegenden Angehörigen am 6. Oktober 2023. „Die Pflege von Angehörigen ist häufig nur unter großem Energie- und Zeitaufwand mit dem Berufsleben zu vereinbaren. Pflege darf nicht zum Einkommens- und Jobrisiko werden.“ Angehörige seien die Stütze des Pflegesystems, ihr Wegfall habe Überlastung und Kollaps der stationären Versorgung zur Folge, erklärte Silberbach. „Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Leider werden pflegende Angehörige zu wenig wahrgenommen.“

„Mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland pflegen Angehörige und nehmen dafür nicht nur Einkommens-, sondern teilweise auch Rentenverluste in Kauf“, machte Horst Günther Klitzing, Vorsitzender der dbb senioren, deutlich. „Da über 70 Prozent der pflegenden Angehörigen weiblich sind, betrifft die später drohende Altersarmut Frauen in besonderem Maße“, betonte Milanie Kreutz, stellvertretende dbb Bundesvorsitzende und Vorsitzende der dbb frauen. „Sie sind die stillen Heldinnen unserer Gesellschaft und nicht nur eine unbezahlte, sondern auch eine unbezahlbare ökonomische Stütze des Pflegesystems. Gerade in der Arbeitswelt müssen wir die Rahmenbedingungen für sie verbessern. Deshalb setzen wir uns zum Beispiel dafür ein, dass die Stufenlaufzeiten in Tarifverträgen im öffentlichen Dienst während einer pflegebedingten Auszeit nicht angehalten werden.“

Der „Unabhängige Beirat für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf“, in dem auch der dbb Mitglied ist, hatte dem Bundesfamilienministerium bereits vor über einem Jahr ein Konzept zur Ausgestaltung von Familienpflegezeit und -geld vorgelegt. „Wir empfehlen ein Modell, mit dem sich pflegende Angehörige freistellen lassen können und einen finanziellen Ausgleich erhalten, auf den Pflegehaushalte rasch und unbürokratisch zugreifen können. Es ist höchste Zeit, dass das Bundesfamilienministerium endlich den entsprechenden Gesetzentwurf vorlegt. So war es ja bereits im Koalitionsvertrag vereinbart worden“, meinte Horst Günther Klitzing.

Milanie Kreutz forderte, dass sich Pflegezeiten stärker als bisher renten- und versorgungserhöhend auswirken. „Es darf nicht sein, dass Frauen Schritt für Schritt ihre Erwerbstätigkeit reduzieren, um sich etwa um behinderte Kinder oder pflegebedürftige Angehörige zu kümmern, und dadurch im Alter selbst der Gefahr der Armut ausgesetzt sind. Wir müssen diesen ‚Gender Care Gap‘ überwinden“, erklärte Kreutz. „Es ist unsere Verantwortung, sicherzustellen, dass pflegende Angehörige ihre eigenen Träume und Sicherheiten nicht komplett opfern müssen, um für ihre Liebsten da zu sein.“

Hintergrund:

Knapp fünf Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. 4,17 Millionen beziehungsweise 84 Prozent wurden 2021 zu Hause versorgt, etwa 3,12 Millionen bzw. 63 Prozent der Pflegebedürftigen überwiegend durch Angehörige.

Weitere Informationen zur Gewerkschaftsarbeit finden Sie unter www.djg.de oder unter www.dbb.de und www.dbb-rlp.de.

 

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