DISKUSSION UM EINFÜHRUNG VON KARENZTAGEN

KRANKHEITSBEDINGTE KARENZTAGE SIND IN DEUTSCHLAND GRUNDSÄTZLICH NICHT RECHTENS

 

Allianz-Chef Oliver Bäte hat dieser Tage die Einführung eines Karenztages für den ersten Tag einer Krankheit vor dem Hintergrund gefordert, dass die Krankheitstage pro Beschäftigten seit Jahren ansteigen.

„Die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall ist eine soziale Errungenschaft, die den Druck von Beschäftigten nimmt, aus finanziellen Gründen krank zur Arbeit zu gehen.“, erklärte Volker Geyer, stellvertretender Bundesvorsitzender und Fachvorstand Tarifpolitik des dbb, jüngst zu dieser Forderung. Geyer weiter: „Wer aus finanziellen Gründen krank zur Arbeit geht, gefährdet seine eigene Gesundheit, die der Kolleginnen und Kollegen, unterliegt einem höheren Risiko für Arbeitsunfälle und ist auch nicht produktiv.“

Die großen Arbeitgeberverbände üben sich zu dieser Frage in Zurückhaltung. Aus gewerkschaftlicher Sicht ist eine solche Forderung haltlos. Bereits vor mehr als 30 Jahren scheiterte die Regierung von Helmut Kohl an der Kürzung der Lohnfortzahlung. Hinzu kommt, dass der Anstieg der Krankentage eher der präziseren Statistik als einem wirklichen Anstieg an Erkrankungen geschuldet ist. Laut Bundesärztekammer und einer neuen Studie der Krankenkasse DAK Gesundheit ist eben nicht häufiges Blaumachen der Grund, sondern die neue digitale Krankmeldung, mit der nun alle Erkrankungstage erfasst werden. Hinzu kommt, dass im internationalen Vergleich der OECD-Länder in Deutschland die Krankentage weder besonders ansteigen noch über den Vergleichszahlen der anderen Länder liegen.

Insbesondere im öffentlichen Dienst und somit auch in den Einrichtungen der Justiz, den Gerichten und Staatsanwaltschaften, arbeiten schon heute viele Beschäftigte trotz einer akuten Erkrankung um die Mehrbelastung an Arbeit, die durch nicht besetzte Stellen in der Justiz begründet ist, nicht noch weiter für die Kolleginnen und Kollegen zu erhöhen.

Effektiv den Krankenstand zu senken, funktioniert nicht durch Sanktionen gegenüber den Beschäftigten, die heute schon mit all´ ihren Kräften den Apparat der Justiz aufrechterhalten und sich auch in Pandemiezeiten über Gebühr eingesetzt haben.

Effektive Maßnahmen wären, die tägliche Belastung der Kolleginnen und Kollegen zu reduzieren. Zu erreichen ist das nur mit mehr Personal in Kombination mit einem weitreichenden Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie gründlicher Prävention.

Unreif ist auch der Vorschlag zu einem Karenztag auch aus volkswirtschaftlicher Sicht – denn die Konsequenz wäre eine noch stärkere Inanspruchnahme der ohnehin schon überlasteten Hausärztinnen und Hausärzte. Die Folge ist ein Anstieg der Kosten bei den Krankenkassen, auf die diese dann wieder mit Beitragserhöhungen reagieren werden.

Weitere Informationen zur Gewerkschaftsarbeit finden Sie unter www.djg.de oder unter www.dbb.de und www.dbb-rlp.de.

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